Frage:

Befürwortest du eine Einweihung, damit die Leute mit der Guru-Parampara verbunden sind?

Antwort:

Mein früherer Lehrer Paramadvaiti1 lehrte mich das Verständnis der Bhagavat-Parampara, wie sie auch von Srila B.R. Sridhara Maharaj gelehrt wurde (mehr dazu im Buch “Shri Guru und Seine Barmherzigkeit”2).
Kurz gesagt: Die Bhagavat-Parampara ist in erster Linie eine geistige Strömung, eine Shiksha-Linie. Die Essenz liegt immer in der Unterweisung, nicht in der formellen Einweihung. Sri Chaitanya Mahaprabhu bestätigt persönlich, dass der heilige Name von nichts abhängig ist, nicht einmal von Diksha und den Ritualen, die normalerweise vor einer Diksha nötig sind.

“Man braucht sich nicht der Einweihung (diksha) zu unterziehen oder die Tätigkeiten auszuführen, die vor der Einweihung nötig sind. Man muss einfach nur den heiligen Namen mit den Lippen erklingen lassen. Auf diese Weise kann selbst ein Mensch aus der niedrigsten Klasse (candala) befreit werden.”
(Shri Chaitanya-Charitamrta 2.15.108)
“Der heilige Name hängt nicht von Einweihung (na diksa), frommen Tätigkeiten oder der regulierenden Purascarya-Prinzipien ab, die im allgemeinen vor der Einweihung eingehalten werden. Der heilige Name wartet nicht auf all diese Tätigkeiten. Er ist nicht auf fremde Hilfe angewiesen.”
(Shri Chaitanya-Charitamrta 2.15.110)

Bhaktivedanta Swami (Srila Prabhupada) schreibt zum nachfolgenden Vers 111:
“Ob ein Vaishnava ordnungsgemäß eingeweiht ist oder nicht, ist belanglos. Man kann eingeweiht sein und trotzdem von der Mayavada-Philosophie verseucht sein, wohingegen ein Mensch, der den heiligen Namen des Herrn vergehenlos chantet, dieser Verunreinigung nicht erliegen wird. Ein vorschriftsmäßig eingeweihter Vaishnava ist vielleicht unvollkommen, aber einer, der den heiligen Namen des Herrn ohne Vergehen (aparadha) chantet, ist in jeder Hinsicht vollkommen. Obwohl er offensichtlich ein Neuling sein mag, muss er trotzdem als reiner, unverfälschter Vaishnava angesehen werden.”

Für mich persönlich ist daher die formelle Einweihung lediglich eine rituelle Bestätigung einer bereits vorhandenen inneren Beziehung zu einem Vaishnava, der einem mit dem Segen Krishnas, bzw. Mahaprabhus verbunden hat. Bhakti-Jnana, Wissen über Bhakti, also Wissen auch über das Wesen Bhagavan’s, die Seele (Atma) und die materielle Welt (Maya-Shakti) und in welcher Beziehung sie zueinander stehen, das ist bedeutsam und nicht ein oberflächliches Ritual ohne Inhalte.
Denn wenn jemand in seinem Herzen Bhakti akzeptiert hat, ist er bereits eingeweiht, er hat bereits einen oder mehrere Gurus, von denen er Wissen über Bhakti annimmt, selbst wenn er sich dessen gar nicht bewusst ist. Und der Shiksha-Guru, jener, der einem die Unterweisung gibt und zu dem man Vertrauen hat, ist viel wichtiger als jemand, der kommt, dir eine formelle Einweihung mit großartigem Zeremoniell gibt und danach wieder weit weg ist, ohne Möglichkeit, Unterweisung (Shiksha) anzubieten.
Wie Srila Prabhupada sagt: Du magst eingeweiht sein, aber trotzdem innerlich an der Mayavada-Lehre anhaften. Ein anderer mag aber ein klares Verständnis der Bhakti in sich tragen, und den heiligen Namen ohne Vergehen chanten. Und es ist dieser, der von Srila Prabhupada als reiner Vaishnava angesehen wird, nicht der formal vorschriftsmäßig eingeweihte Schüler, der innerlich noch der Mayavada-Lehre anhängt.

Genau hier liegt auch der große Segen vom Chanten der Namen Nityanandas und Gaurangas. Der Chantende braucht sich keine Sorgen über Vergehen (aparadha) zu machen. Das einzige, was ihn von Krishna-Prema trennen könnte, ist die unpersönliche Lebensauffassung der Mayavada-Lehre.

Es ist relativ einfach zu sagen: “Ja, ich bin Brahman, ich bin spirituelle Energie, eins mit allem”. Sehr sehr schwierig ist es eigentlich nur, tatsächlich danach zu leben oder danach zu handeln. Frag mal einen Unpersönlichkeitsanhänger, ob alles eins ist. Er wird sofort mit “Ja” antworten. Frag ihn dann, ob sein Bankkonto und dein Bankkonto auch eins seien. Da haben die meisten schon Probleme, weil sie ahnen, was auf sie zukommt. Wenn er trotzdem “Ja” sagt, dann erkläre ihm, dass es folglich keine Rolle spielt, ob sein Geld auf seinem Konto oder auf deinem Konto liegt, da ja sowieso alles eins ist. Er solle doch bitte den Transfer auf dein Konto veranlassen. Spätestens hier hört sein Glaube an die Philosophie der Einheit auf.

Umgekehrt ist es zu Beginn schwer, einen persönlichen Gott anzunehmen. Persönlichkeit und persönliche Beziehungen verpflichten. Liebe oder auch nur der Wunsch lieben zu können, sind sehr konkret und verbindlich. Doch sobald eine Beziehung angefangen hat, wird es leichter. Wenn man beispielsweise eine bestimmte Frau oder Mann auch nur ein wenig liebt, dann löst bereits die Erinnerung an sie/ihn oder die Erinnerung an ihren/seinen Namen, etwas aus. Man ist im Herzen berührt. Alle anderen Namen haben nicht diese Wirkung, sondern nur der Name der/des Geliebten.
Ähnlich ist es beim Chanten von Mantras. Der Unpersönlichkeitsanhänger hat keine wirkliche innere Beziehung zum Mantra, dem Namen Gottes, weil ihn Gott nicht wirklich interessiert und er daher keine Gefühle für ihn besitzt. Er sieht den Namen nur als Mittel zum Zweck (Mukti). Im Gegensatz hierzu kann selbst jeder Neuling im Bhakti-Yoga etwas fühlen, wenn er an den Höchsten denkt. Und es ist genau diese innere Anziehung, das positive Gefühl für Gauranga, Nityananda oder Radha-Krishna, das unterstützt und gefördert werden sollte. Paramadvaiti zitierte mal Rupa Goswami, der geschrieben hat (leider fehlt mir eine Quellenangabe): “… bei der Verbreitung des Krishna-Bewusstseins ist es am wichtigsten, dass das Verständnis und das Herz der Neulinge oder Anfänger von Gedanken und Gefühlen für Sri Krishna erfüllt wird.”

Ich bin davon überzeugt, dass der heilige Name völlig unabhängig ist, wie bereits oben erwähnt, denn er ist mit dem Höchsten identisch. Wichtig ist aber die begleitende Unterweisung, damit man den Namen Gaurangas und Nityanandas im Geiste der Bhakti verehrt und nicht durch die unpersönliche Lehre den wahren Schatz verpasst. Durch die richtige Unterweisung sind diese Leute bereits mit der Guru-Parampara verbunden. Denn – wie bereits erwähnt – die Verbindung geschieht dadurch, dass jemand die Unterweisung im Herzen aufrichtig akzeptiert, nicht durch eine formelle Zeremonie. Die Zeremonie der Einweihung ist lediglich die Bestätigung einer Schüler-Lehrer-Beziehung, die im Herzen längst schon Realität ist. Der Erfolg des Chantens und die Wirkung der heiligen Namen sind jedoch nie von einem formellen Ritual abhängig. Der höchste Herr, der mit seinem Namen identisch ist, lässt sich durch nichts bedingen oder monopolisieren.

Nitai-Gauranga bol
Gaurahari d.

1 Mehr dazu, wie es zu meiner Abkehr von ihm kam unter gaurahari.ch
2 Sri Guru und seine Barmherzigkeit – PDF-Download
   

Frage:

Wie sollte man die Namen von Nityananda oder Nitai und Gauranga auf der Japa zählen?


Antwort

Es gibt diesbezüglich keine festen Regeln, aber ich kann dir ein paar Tipps geben.

Konzentriere dich bei der Japa auf eine bestimmte Variante der heiligen Namen. Z.B. “Nitai-Gauranga”, “Nityananda-Gauranga” oder zuerst nur Nitai (Nityananda) und danach Gauranga. Die Qualität des Chantens ist dabei immer mindestens auf der Stufe von Nama-Abhasa. (Erklärung hierzu findest du hier.)

Zum zählen ist es einfacher, eine Japa-Perlefür acht Namen zu nehmen. Z.B.: die gewünschte Anzahl Runden (108 Perlen) 4 x “Nitai-Gauranga”, 8 x “Nitai” und nach der gewünschten Anzahl Runden noch dasselbe mit Gauranga.

Einige Vaishnavas chanten nur den Namen von Gauranga und andere suchen zuerst bei Nitai Zuflucht, da Nitai den leichtesten Zugang zu Gauranga gewährt. Ähnlich erreicht der Bhakta, wenn er es wünscht, durch den Segen Gaurangas das göttliche Paar Sri Sri Radha-Krishna.

Persönlich denke ich, man sollte zuerst bei Nityananda Prabhu Zuflucht suchen, da er wiederum die Zuflucht bei Sri Gauranga gewährt. Die großen Bhaktas zeigen deutlich, dass der Weg zu Gauranga via Nitai am leichtesten ist und es ist Sri Gauranga, der uns die Tür nach Vrindavana öffnet.

Zähle einfach so, das es für dich leicht ist, deinen Geist auf den heiligen Namen zu konzentrieren. Wenn deine Aufmerksamkeit immer wieder auf den Vorgang des Zählens gelenkt wird, solltest du daran etwas ändern.

Und nicht vergessen: Hören, Chanten und Erinnern! Es gibt viele Umstände, da ist eine Japa störend oder unpraktisch. Beim Einkaufen, beim Spazieren, in der Toilette usw., kann ich aber immer die Namen im Geiste (Manah) chanten. Dasselbe im Bett vor dem Einschlafen oder morgens nach dem Aufwachen. Ein Tag bietet Hunderte von Gelegenheiten, sich im Geiste auf die heiligen Namen zu konzentrieren, sie im Geiste zu Chanten.
Wenn wir den Körper verlassen, bleibt die Japa zurück. In dieser Phase bleibt uns nur die innere Konzentration auf den heiligen Namen. Die Japa soll unseren Geist auf die heiligen Namen fokussieren. Deshalb ist es höchst empfehlenswert, uns selbst darin zu üben den heiligen Namen, unsere Zuflucht, zu erinnern; mit und ohne Japa-Mala!

Zurück zur Japa:
Sieh es ähnlich wie beim Hare-Krishna-Mantra, das aus 16 heiligen Namen besteht. Jeder einzelne Name ist ein Mantra. Stell dir mal die Fingerarbeit vor, wenn du pro Hare-Krishna-Mantra 16 Perlen zählen müsstest.
Wähle also eine Zählmethode, die dich bei der Meditation unterstützt und nicht behindert.

Frage:

Ich lese seit 1999 Shrila Prabhupadas Bücher und chantete den Mahamantra während dieser Zeit. (aber keine 16 Runden, da mir die Zeit fehlte.) Dann chantete ich 1 Jahr lang das Minimum von 16 Runden des Mahamantra und vor einem 1/2 Jahr stiess ich auf deine Website und fing an Nityananda-Gauranga zu chanten (ohne Japa), ich chantete einfach überall wo es mir möglich war diesen Mantra. Seit einem Monat nun, chante ich den Nityananda-Gauranga Mantra auf Japa (mindestens 64 Runden, meistens aber ca. 100 Runden).
Ich spüre einfach eine sehr starke Anziehung diesen Mantra zu chanten. Daraus resultiert nun das ich keinen Mahamantra mehr chante. Die Anziehung dieses Mantras ist so stark, dass ich am liebsten nur noch diesen Mantra chanten würde. Ist das möglich nur noch diesen Mantra zu chanten, denn gleichzeitig erklärt Shrila Prabhupada, dass man die 16 Runden Mahamantra chanten soll?
Ich möchte auf keinen Fall die Wünsche Shrila Prabhupadas ignorieren, denn ich fühle mich ihm und seiner Mission gleichzeitig sehr verpflichtet.


Antwort

Ich finde es äusserst ekstatisch von deiner Anziehung zum Chanten von Nityananda-Gauranga zu hören. Und dass du täglich soviel Zeit frei halten kannst, um bis zu 100 Runden zu chanten, betrachte ich als grossen Segen.
Diese Frage hat mich ebenfalls über längere Zeit beschäftigt. Der einzige Unterschied ist wohl nur, dass ich das Krishna-Bewusstsein bereits 1978 kennengelernt habe.
Letztlich kann ich dir keine fertige Antwort geben, auch wenn ich sie für mich gefunden habe. Dein Herz, dein Gefühl und dein Verstand müssen eine für dich stimmige und zufriedenstellende Antwort finden.

Ich möchte dir zu dieser Frage ein paar Zitate und Verse mitgeben und ich werde dir anschliessend meine Schlussfolgerung daraus darlegen. Vielleicht wirst du zu einer ähnlichen Schlussfolgerung kommen, aber vielleicht auch nicht. Lass in erster Linie dein Herz entscheiden.


Im 14. Kapitel des 11. Buches des Bhagavatam werden wir angewiesen zu glauben, daß die offenbarte Wahrheit absolut ist. Jedoch im Lauf der Zeit nimmt sie die Färbung desjenigen an, der sie empfangen hat, und wird dadurch, daß sie über viele Zeitalter hinweg ständig von einem zum andern weitergereicht wird, in etwas Falsches verwandelt. Deswegen sind ständig neue Offenbarungen notwendig, um die Wahrheit in ihrer ursprünglichen Reinheit zu bewahren. Deshalb werden wir ermahnt, bei unseren Studien der alten Autoren sehr sorgfältig zu verfahren, für wie weise sie auch immer gehalten werden.
Hier haben wir die volle Freiheit, die falsche Vorstellung zurückzuweisen, die für unseren Seelenfrieden unannehmbar ist. Vyasa war nicht mit dem zufrieden, was er in den Veden zusammengetragen, in den Puranas bearbeitet, im Vedanta und im Mahabharata verfaßt hatte. Sein Gewissen billigte seine Mühen nicht. Von innen her sprach es: “Nein Vyasa! Du kannst dich nicht mit dem unvollständigen Bild der Wahrheit zufriedengeben, das dir unvermeidlich von den Weisen längst vergangener Zeitalter übermittelt worden ist. Du mußt selbst an die Tür dieser unerschöpflichen Schatzkammer der Wahrheit klopfen, aus der die alten Weisen ihren Reichtum schöpften. Geh, geh bis hin zur Quelle der Wahrheit, dorthin, wo kein Pilger auch nur die geringste Enttäuschung erlebt.” (Aus “The bhagavat” von Shrila Bhaktivinoda Thakura)

Ein wichtiger Punkt, den ich hier sehe ist: Tue nichts, was deinen Seelenfrieden stört, selbst wenn “grosse Weise” und “berühmte Autoren” dafür sprechen. Die Freiheit (im Original “liberty”) des Willens und des Herzens ist etwas grundlegendes auf dem Pfad der Liebe zu Gott. Zwänge, egal in welch subtilen Formen sie auftreten mögen, stehen der Liebe diametral gegenüber, und welche Entscheidungen wir unter solchem Druck auch fällen mögen, Liebe wird schwerlich daraus erwachsen.

Das Hare Krishna Maha-mantra berücksichtigt die Vergehen, wohingegen die Namen von Gauranga-Nityananda keine Vergehen berücksichtigen. Ein vergehensvoller Chanter wird niemals allein durch durch das Chanten des Hare Krishna Maha-mantra die Frucht des Chantens (reine Liebe zu Krishna) erlangen. Deshalb sollte jemand, solange er Vergehen begeht, regelmässig die Namen von Gauranga-Nityananda chanten, denn sie sind grahanakari-nama (die wichtigsten anzunehmenden und zu chantenden Namen) für den sadhaka der anartha-yukta Stufe. Durch das wiederholte Chanten (karite karite) der Namen von Gauranga-Nityananda werden alle Vergehen zerstört, und so erlangt er oder sie sehr schnell die Frucht des Chantens, reine Liebe zu Krishna….
…. Die Namen von Krishna und Gauranga – beide sind nicht verschieden vom Herrn selbst. Jemand der denkt, Krishna sei in irgendeiner Weise Gauranga untergeordnet oder begrenzt, befindet sich in grober Unwissenheit. Aber wenn wir ganz praktisch (prayojana) überlegen und den Vorteil für die bedingten Seelen beachten, ist das Chanten von Shri Gauranga-Nityanandas Namen für jedes Lebewesen viel nützlicher und hilfreicher. Die Barmherzigkeit von Krishnas Namen ist generell nur befreiten oder vollkommenen Seelen zugänglich, die Ihm ergeben sind. Aber der Grossmut der Namen von Shri Gauranga-Nityananda ist ganz besonders für die Seelen, die Vergehen begehen, und die voller Anarthas und Wünschen nach materieller Sinnenbefriedigung sind. Das Chanten der Namen von Shri Gauranga und Shri Nityananda und Ihre Verehrung befreit die Seele sehr schnell von allen Vergehen und so erlangt sie ohne Verzögerung den Schutz der Lotosfüsse von Shri Gaura-Krishna. (Shrila Bhaktisiddhanta Saraswati Thakura in seiner Erl. zu Cc 1.8.31)

Die Frucht des Chantens ist reine Liebe zu Krishna. Der Grund unseres Chantens ist folglich, diese reine Liebe zu Krishna zu erhalten. Wir möchten mit dieser Fähigkeit zu Lieben beschenkt werden. Was steht diesem ersehnten Ziel am meisten im Wege, wenn wir uns ihm durch das Chanten des Hare Krishna Mantra nähern?

1) aparadhas (die 10 Vergehen gegen den heiligen Namen),

2) anarthas (tiefliegende, schlechte Angewohnheiten, die sich aus vielen früheren Leben zusammensetzen) und

3) Wünsche nach fein- und grobstofflichem Genuss.

Obschon ich in diesem Leben bereits seit 25 Jahren mit Krishna in “Berührung” bin, muss ich mir realistischerweise selbst eingestehen, dass ich mich immer noch auf der anartha-yukta Stufe befinde. Und wer weiss, ob mir in diesem Leben noch weitere 25 Jahre zur Verfügung stehen? So ist es für meinen Verstand leicht einsichtig, dass ich ein “Reinigungsmittel” benötige, das ohne Bedingungen wie “vergehenlos” wirkt. Dass das Chanten von Nityananda-Gauranga noch zusätzlich einen herzbewegenden Geschmack vermittelt, ist für mich gewissermassen das Herzargument.
Dennoch: Radha-Krishnas und Gaurangas Namen sind absolut identisch. Keiner ist besser oder schlechter als der andere und keiner ist mächtiger als der andere. Aber was den Grossmut betrifft, sind Nityananda-Gaurangas Namen unübertrefflich, da Sie keine Vergehen beachten.

Vrajanatha: Wenn Shri Gauranga die ursprüngliche Gestalt der höchsten Persönlichkeit Gottes ist, wie sollte man Ihn dann verehren?
Babaji: So wie jemand Shri Krishna durch das Chanten der Namen und der Mantras von Shri Krishna verehrt, so sollte man Shri Gaura verehren, indem man die Namen und Mantras von Shri Gauranga chantet. Jemand mag Shri Gaura durch das Chanten von Krishna-mantras verehren, oder zum gleichen Zweck mag jemand Shri Krishna mit dem Chanten von Gaura-mantras verehren. Sie sind alle gleich. Jeder, der denkt, Shri Krishna und Shri Gaura seien verschieden, ist ein Dummkopf. Er ist ein Diener des Kali-yuga. (Aus dem Jaiva Dharma von Bhaktivinoda Thakura)

Die Gleichheit von Krishna und Gauranga wird hier nochmals deutlich betont. Man soll Gauranga Mahaprabhu durch Gauranga-Mantras verehren. Man kann aber auch Krishna durch Gauranga-Mantras verehren. Umgekehrt kann man Shri Gauranga durch Krishna-Mantras verehren.
Es gibt keinen Unterschied zwischen Ihnen. der gewichtigste Unterschied wird durch uns geschaffen, die Krishna oder Gauranga verehren. Unsere eigene Bedingtheit kreiert die Vergehen, die beim Chanten von Krishnas Namen vermieden werden müssen. Beide sind gleich mächtig. Doch wenn wir uns noch auf der anartha-yukta Stufe befinden, bekommt Shrila Bhaktisiddhantas Aussage eine ganz besondere Bedeutung: “Aber wenn wir ganz praktisch (prayojana) überlegen und den Vorteil für die bedingten Seelen beachten, ist das Chanten von Shri Gauranga-Nityanandas Namen für jedes Lebewesen viel nützlicher und hilfreicher”.

“Ein neuer Schüler, der noch nicht genügend ausgebildet oder erleuchtet ist, sollte sich nicht der Verehrung Shri Radhas und Krishnas oder dem Chanten des Hare-Krishna-Mantra widmen. Selbst wenn er dies tut, kann ihm nicht das erwünschte Ergebnis zuteil werden. Man sollte deshalb die Namen von Nitai-Gaura chanten und Sie ohne falsches Prestige verehren.” (Shrila Prabhupada in Cc Adi, 8.31 Erl.)

“[…] Da aber für Vaisnavas zwischen Shri Caitanya Mahaprabhu und Radha-Krishna kein Unterschied besteht (sri-krsna-caitanya radha-krsna nahe anya), befindet sich jemand, der den Mantra «Gauranga», und jemand, der die Namen von Radha und Krishna chantet, auf der gleichen Ebene.” (Shrila Prabhupada in Cc Antya 2.31 Erl.)

“Nun, was ist der Unterschied? Zwischen Nitai-Gauranga und Hare Krishna gibt es keinen Unterschied. Nitai-Gauranga ist auch gut. Was auch immer ihm recht ist, lasst ihn chanten.” (Shrila Prabhupada im Gespräch mit einem Yogastudenten in Bezug auf das Japa-chanten; Iran, 14. März 1975)

Sicherlich hat Shrila Prabhupada in seinen Schriften die Wichtigkeit des Chantens von Nityananda-Gauranga nicht besonders stark hervorgehoben. Doch wenn er es tat, war es äusserst kraftvoll, wie obige Beispiele zeigen.
Ich bin mir auch sicher, dass Shrila Prabhupada mit den Schriften von Bhaktivinoda Thakura wohlvertraut war und ich bin mir auch sicher – wie das mittlere Zitat zeigt -, dass er sich immer vollkommen darüber bewusst war, dass zwischen Krishna und Gauranga kein Unterschied besteht.
Führen wir uns noch die Geschichte von Murari Gupta vor Augen, wer könnte dann glücklicher sein als Shrila Prabhupada, wenn er sehen könnte, dass Du Dein Herz an Nityananda und Gauranga verloren hast? Doch wenn Du seine Mission mit der heutigen ISKCON gleichsetzen würdest, ginge obiger “Geist” von Shrila Prabhupada verloren. Ich denke, eine Institution und eine geistige Strömung werden nie vollkommen harmonieren können.
Hier möchte ich wieder eine Brücke zum eigentlichen Ziel des Bhakti-yoga bauen:

“Wenn jemand die Namen von Nityananda und Gauranga ausruft, kommt Krishna-prema (die reine Liebe zu Krishna) persönlich, um nach solch einer Person zu suchen.”
(Shrila Bhaktivinoda Thakura, Shri Navadvipa Dhama Mahatmya, 1. Kapitel)

Kann jemand, der die unfassbare Bedeutung dieses Verses auch nur ansatzweise in sein Herz einfliessen lässt, jemals von Nityananda und Gauranga loslassen?
Leider gibt es bei mir noch tagtäglich unglaublich viele Momente, wo ich das tun kann. Aber meine Japa ist schon eine Weile ausschliesslich Ihnen gewidmet, da ich nicht nur Liebe (Prema) zu Ihnen erwecken möchte, sondern auch daran glaube, dadurch gleichzeitig Prema zu Gaurangas zweiter Identität, zu Radha-Krishna, zu erlangen.


Ich hoffe, meine Antwort kann Dir weiterhelfen …